9-Euro-Ticket verlängern und Angebot ausbauen

9-Euro-Ticket verlängern und Angebot ausbauen

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Seit Juni gibt es das 9‑Euro-Ticket. Die Nachfrage zeigt, wie groß der Bedarf nach einem bezahlbaren ÖPNV ist. Anders als der Riesenflop Tankrabatt

(Zuruf von der FDP: Nichts gegen den Tankrabatt!)

ist das nämlich eine wirkliche Entlastung für die Menschen und ermöglicht bundesweite Mobilität.

(Beifall bei der LINKEN)

Viele Menschen mit wenig Geld können zum ersten Mal seit Jahren wieder weit weg wohnende Verwandte und Freunde besuchen, Familien werden von den teuren Monatskarten entlastet. 21 Millionen Tickets wurden allein im ersten Monat verkauft. Es gab weniger Staus, und die Zufriedenheit ist nach Angaben des Verkehrsministeriums mit 89 Prozent sehr hoch, und das, obwohl die Bahn das Angebot angesichts der erhöhten Nachfrage kaum ausgeweitet hat. Hier, meine Damen und Herren, besteht dringender Nachholbedarf.

(Beifall bei der LINKEN)

Zum Vergleich: In der Schweiz werden jährlich mehr als 400 Euro pro Einwohner für die Schieneninfrastruktur aufgewendet.

(Michael Donth [CDU/CSU]: Und was kostet ein Ticket?)

In Deutschland sind es gerade mal 120 Euro. Das bedeutet, dass eben viele Bahnreisende durch Verspätungen, Zugausfälle und überfüllte Regionalzüge täglich genervt sind und verspätet ankommen.

Die Regionalisierungsmittel, meine Damen und Herren, müssen dringend erhöht werden; das fordert auch die Verkehrsministerkonferenz.

(Beifall bei der LINKEN)

Stillgelegte Bahnstrecken müssen reaktiviert werden und der ländliche Raum besser angebunden werden. Denn ein günstiges Ticket hilft den Menschen nichts, wenn kein Bus fährt. Was wir brauchen, ist ein barrierefreier ÖPNV, und zwar sowohl baulich als auch preislich, gut getaktet und verlässlich.

(Beifall bei der LINKEN – Detlef Müller [Chemnitz] [SPD]: Bei wie vielen Milliarden Euro sind Sie jetzt schon?)

– Ich weiß gar nicht, warum Sie sich so aufregen. Ich lobe doch Ihr 9‑Euro-Ticket! – Angesichts dieses Erfolges würde jeder vernünftige Verkehrsminister darum kämpfen, dass es fortgesetzt wird, nicht aber Verkehrsminister Wissing, FDP. Er und Finanzminister Lindner haben schon ausgeschlossen, dass das Ticket verlängert wird, und zwar mit der Begründung, es sei zu teuer, während man Mineralölkonzernen Extragewinne mit dem Tankrabatt zuschustert.

Da passiert im Verantwortungsbereich eines FDP-geführten Ministeriums ausnahmsweise mal etwas Sinnvolles, und dann soll ausgerechnet das beerdigt werden, meine Damen und Herren. Das versteht doch kein Mensch, wenn das 9‑Euro-Ticket ein Erfolg war.

(Beifall bei der LINKEN)

Deswegen brauchen wir eine Anschlussregelung. Der Verkehrssektor ist die große Achillesferse beim Klimaschutz. Wir müssen dort dringend die Fahrgastzahlen erhöhen. Deswegen schlagen wir vor, dass das 9‑Euro-Ticket bis zum Jahresende in dieser Form verlängert wird. Diese Zeit sollten wir nutzen, um eine vernünftige Regelung zu finden, dauerhaft mit günstigen Preisen und einfachen Tarifen.

(Beifall bei der LINKEN)

Das sollte zunächst das 1-Euro-Ticket sein, nämlich 1 Euro am Tag. Als Linke fordern wir zudem, dass die Nutzung von Bussen und Bahnen mittelfristig zum Nulltarif möglich ist.

(Beifall bei der LINKEN – Detlef Müller [Chemnitz] [SPD]: Thüringen bezahlt!)

Das 9‑Euro-Ticket zeigt: ÖPNV geht auch bezahlbar, er geht auch unkompliziert. Die Kleinstaaterei der Verkehrsverbünde wurde kurzzeitig überwunden, Tarifzonen, Waben und Automaten hinfällig. Hinter diesen Errungenschaften, meine Damen und Herren, –

– sollten wir doch nicht mehr zurückfallen.

(Beifall bei der LINKEN)

Frau Präsidentin, letzter Satz. – In diesem Sinne: Freie Fahrt für freie Bürgerinnen und Bürger! Anders als die FDP meinen wir damit nicht das Recht, zu rasen, sondern wir meinen bezahlbare Mobilität für alle.

Vielen Dank.

(Beifall bei der LINKEN)